* 24. Juli 1880
† 15. Juli 1959
von Peter Jost
Essay
»Seit 1924/25 habe ich alle Versuche abgewehrt, die darauf gerichtet waren, ein Buch über mein Leben und Werk zu schreiben. Auch meine Autobiographie zu schreiben, habe ich abgelehnt! Wenn ich die ganze Wahrheit sagte, würden sich die Leser erhängen … Wer könnte denn die Schwierigkeiten, die Tragödien meines Lebens wirklich verstehen? – Dagegen sagt mein Werk alles oder doch fast alles denjenigen, die zu verstehen wissen« (Brief vom 1. Dez. 1955 an Evelyn Hirsch, zit. n. Lewinski / Dijon Bd.1, 1998, 17). Es mutet eigentümlich an, dass Ernest Bloch wenige Jahre vor seinem Tod die Kenntnis seines Lebens für das Verständnis seines kompositorischen Schaffens so gering achtete. Hatte er doch selbst gleichsam bei jeder Gelegenheit unterstrichen, dass er nur Musik aus seinem inneren Empfinden heraus komponieren könne: »Ich schrieb aus meinem Herzen heraus« (zit. n. Strassburg 1977, 139), bekannte er 1933 mit Bezug auf Sacred Service – Avodath Hakodesh (1930/33), eine Äußerung, die sich für das Gesamtwerk verallgemeinern lässt. Ist aber eine angemessene Rezeption des Schaffens denkbar, wenn die Erlebnisse, Erfahrungen und Überzeugungen des Komponisten unbekannt bleiben?
Die Wortwahl im zitierten Brief deutet allerdings an, dass Bloch keineswegs einer strikten Trennung von ...